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Category: Berlineritis

Geschichten um und durch und quer und sowieso: Berlin

Dämon – Kapitel 7 – Robert

Dämon – Kapitel 7 – Robert

„idiot“ hört er sich sagen, dann sind seine Füße die Treppe hinuntergerast, raus aus der Wohnung der Alten und wieder auf den Straßen der Hauptstadt. Niemand ist hinter ihm, als er sich umdreht, als sein Kopf eine 180° Rotation hinlegt, die aus dem Exorzisten stammt, kein Genick knackt, nur sein Hirn schaukelt weiter im Dreivierteltakt einer fernen Melodie. Berlin lacht. Er lacht. Fenster nicken ihm zu. „Idiot“ ein Echo schiebt sich zwischen seine Zähne, sein Kehlkopf spielt Ukulele, „Das wäre…

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Dämon – Kapitel 6 – Frau Müller

Dämon – Kapitel 6 – Frau Müller

Die Jugend von heute. Früher waren die Leute einfach besser, höflicher. Und sie waren stärker als die Leute von heute. „Berlin“, sagt sie, Frau Müller, Chloe, die über ihrem Rollator gebeugt über den Gehweg humpelt. Andere rennen immer an ihr vorbei. Gleich kommen die jungen Männer ihren Kitteln, die den Jungen suchen werden, der sich gerade mit dem Mann angelegt hat. Der Mann war wütend gewesen, sie konnte es verstehen. Ihre Brille ist beschlagen. Der Rollator rollt weiter, so wie…

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Dämon – Kapitel 5 – Fischer

Dämon – Kapitel 5 – Fischer

Fischer rennt durch die Gänge, der Knall schwingt noch immer als Echo durch die leeren Hallen der Gelehrsamkeit, schaut im Laufen durch die Fenster, sieht nur Rauch aufsteigen. Die Treppen hinunter, hinaus auf den Hof, Brendas Gesicht blutbefleckt mit weit aufgerissenen Augen, die wie weiße Sterne in einer roten Galaxie wirken. Den Bauer hats übel erwischt, er liegt auf der zerdrückten Motorhaube, während im Autoradio irgendwelche Musik spielt, sehr laut, während der Junge, Yola-Martin, weiterhin versucht, Gas zu geben, die…

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Rattenmelodie

Rattenmelodie

Der Donner war verklungen. Die Lichter flackerten, hinterließen Echos in den Augen der Leute, deren Münder wie schwarze Löcher vor dem grauen Flimmern des Abgrunds wirkten.   “Was war das?”, fragte eine Frau.  “Was schon… weiß ich doch nicht”, brummte eine andere, die gerade versuchte, auf ihrem Smartphone eine Meldung abzuschicken – erfolglos.  “Meine Damen und Herren. Verzeihen Sie bitte die Umstände, aber die Bahn kann nicht weiterfahren … nicht für diesen Augenblick, nicht für längere Zeit. Bitte bleiben Sie ruhig….

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Dämon – Kapitel 4 – Brenda

Dämon – Kapitel 4 – Brenda

Es ist schade, dass keine Ferien sind. Es ist noch schlechter, dass dieser Tag auserwählt wurde, um als Sprechstunde für einzelne Eltern zu dienen, die gerade Montage in diese schlechte Schwingung bringen… die Welt wäre besser, wenn man die Arbeit nicht als Übel, sondern als Lebenswille ansehen würde; nicht als Opfergabe, sondern als Erlaubnis Gottes, seiner Existenz einen Zweck zu verleihen. Leider ist dem, als Bredna ihren Kopf vom Heft hebt, in das sie den Termin – Familie Hubert und…

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Dämon – Kapitel 3 – Paul

Dämon – Kapitel 3 – Paul

Der Wagen hat 97 PS, die selten genug völlig frei galloppieren können, aber »Top of the World« von den Carpenters, gesungen von der weichen Stimme der verstorbenen Karen, ist ein Lied, das zum gemächlichen Anpassen an den Berliner Straßenverkehr zwingt. Zu bedrückend war der frühe Tod der damals 33 jährigen, dass die Welt sogar für einen Augenblick den Atem anhielt, alle Kriege stoppten, jeder Schlag, jeder Kuss, jeder Tod eine Pause einlegte, um das hinterher mit einer Intensität auszugleichen, die…

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Dämon – Kapitel 2 – Jörg

Dämon – Kapitel 2 – Jörg

Egal, ob es nachts um 2 Uhr ist oder tagsüber, 12 Stunden zeitiger oder später, Langeweile bleibt Langeweile, auch wenn man draußen rumsteht, Hände voller Chemievanille in sich reinschaufelt und Leute um Akzeptanz oder zumindest um mehr als 2 Blicke anfleht, mehr als »Oh Gott« und »ne wirklich«. Jörg niest. Das Pulver ist wirklich viel zu fein, setzt sich in seine Fingerkuppen ab, bilden ein dreidimensionales Profil seiner Einzigartigkeit, die nur Bullen oder Forensiker erfassen können, nicht aber der Pöbel….

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Dämon – Kapitel 1 – Lisa

Dämon – Kapitel 1 – Lisa

Die Hand hängt erstarrt, es zittern die Oberarmmuskeln, die Luft ist Wasser, Eis geworden, eine transparente Brühe, die es zu durchdringen gibt. Jeder letzte Schritt beginnt mit einem ersten und auch wenn die beiden nicht verwandt oder zumindest nicht miteinander bekannt, so tragen sie die gleiche Energie in sich: keine Zeit zu verlieren im ständigen Wandel der Welt. Einige Leute sprechen von Interkonnektivität, andere von einem magischen Feld, das alle umgibt, jede Person mit jedem Baum, mit jedem Bakterium, Virus,…

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Vom Kriechen und Wandern

Vom Kriechen und Wandern

»Lassen Sie ihn in Ruhe«, ruft die alte Frau, deren Gesicht aussieht wie 50 Jahre Bier und Glimmstengel, doch ihre Stimme verhallt in den Tiefen der Ubahn-Station. Niemand mag sie hören; ihr Fluchen allein hebt die Augen der Besucher, ihre Gedanken folgen dem Draht in das Licht der Neonröhren. »Ruhe«, summt zwischen den Stahlpfeilern umher, die das Dach über dem Donnern der Bahnen zusammenhalten, sich entzerren, bleiben, verstummen. Sie meint mich und den alten Mann, der vor mir umherwankt, als…

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Zwei Schatten

Zwei Schatten

Ich sah die Gestalt vor mir auf dem Weg zur U-Bahn. Ihr riesiger Schatten schien die Welt auszulöschen, aber es war nur das taktisch schlecht platzierte Licht der Laternen an den weiß-bemalten Neubewohnerhäusern, die zeigen wollten, wie hip sie wären, in dem Sie diese Lämpchen von Dämmerung zu Dämmerung dahinschweifen liefen. Er war schneller als ich, ich wanderte langsam nach meinem Arbeitsabend durch die beginnende Nacht. Die Straße war fast leer, ein paar Fenster waren offen und hinterließen einen sanften Teppich…

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