Hollquick – Kapitel 7

Hollquick – Kapitel 7

Was nun? Ich rappele mich auf und wandere die Treppe wieder hinauf. Meine nackten Sohlen reißen Muster in die aufgewirbelte Zigarettenasche. Mein ganzer Körper schmeckt nach Blut und Verzweiflung.

Aus der Ferne dringt das Knirschen eines Wagens an mein Ohr. Ich schaue aus einem der Löcher, die der Ork in das magische Glas gehämmert hat, blicke nach unten und sehe einen Golem. Golems sind dankbare Bewahrer von Recht und Ordnung, aber dieser hier sieht müde aus. Und meine Augen sind gut genug, um zu sehen, dass er gerade einkaufen war. Ich sehe weiße Pulverspuren und ein riesiges Stück Apfelkringel in seiner Hand, während er zur Eingangstür stampft und klingelt.

Die Tür wird geöffnet und der Golem tritt ein.

Ich hoffe, er erkennt, dass Bolokarz tot ist. Oder zumindest nicht ganz lebendig. Naja, das kann dauert. Ich kenne Golems.

„Das wird alles übertragen, ins ganze Gebäude. Jeder hat gesehen, dass du Uto erschossen hast.“

„Ich?“

„Naja“, murmelt ein Mensch namens Orbpondie, ich erkenne, direkt, dass der Cyber neben Ruber sitzt und auf ein Visionum starrt. „Immerhin wissen jetzt alle, dass mit dir nicht zu spaßen ist, Rans.“

„Ich wollte das ja nicht. Frag Karl.“

„Du solltest nicht mehr so viel reden, Rans. Die Verbindung ist noch immer aktiv. Und Otto ist noch immer nicht zurück.“

„Wer?“

„Otto, der … egal. Ein Ork.“

„Achso. Ja. Hmm. Kannst du das abschalten? Übrigens heißt das erste Passwort für das Gewölbe ‚Rotes Schloss.‘“

„Sicher. Und warum weißt du das?“

Es klickt. Lichter flammen auf und vergehen wieder. Die Wand ist wieder durchsichtig und ich sehe den Platz, auf dem der Golem seinen Wagen stehen lassen hat. Noch immer ist er im Gebäude, unterhält sich sicher mit dem Zombie des Hausmeisters. Also dem Hausmeister selbst. Ein Zombie halt. Egal.

Dann öffnet sich die Tür und der Golem tritt nach draußen. Er blickt sich um. Sein Apfelkrapfen ist halb gegessen. Offenkundig überlegt er. Und er überlegt laut. Oder ich höre einfach zu gut.

„Hier war also gar kein Alarm. Da hätte ich auch zuhause bleiben können. Oder es war ein Alarm und da war ein Fehler im magischen Alarmsystem. Hmm.“

Er grübelt. Lang.

Offenkundig wird er davonfahren.

Mist, verdammter.

Ich starre ins Treppenhaus, dann auf das Fenster.

Ich bewege mich, stampfe die Treppe hinunter, packe den Ork und zerre ihn die Treppe hinauf. Dankbarerweise und das sage ich nicht zum Scherz, beginnen Orks sehr schnell zu verwesen, so dass sie innerhalb von 5 Minuten 80% Ihres Gewichts verlieren. Anders kann ich es mir und Ihnen nicht erklären, wie ich, ein fetter Elf mit kaputtem Knie es schaffe, die tote Kreatur nach oben zu schleifen. Aber es funktioniert.

Als ich oben ankomme und aus dem Fenster schaue, hat der Golem den Rest des Krapfens verputzt und steigt vorsichtig in seine Droschke ein. Er schaltet die Lichter ein.

Ich stoße den Ork durch die zersplitterte Scheibe nach draußen. Er schwebt kurz in der Luft, bevor ich die Gesetze der Physik realisiere und rast dann zu Boden. Und knallt direkt auf die Windschutzscheibe der magischen Blaulichtdroschke. „Willkommen bei der Feierlichkeit, mein Freund!“ brülle ich und hämmere ein paar Schüsse auf den Platz. Offenkundig ist der Golem nun aufgewacht und brüllt etwas in sein Visionum, während er gleichzeitig rückwärts fährt und in den Versuch eines Burggrabens rollt und dort hängen bleibt.

Ein Fenster öffnet sich unter mir und einige Gesichter starren nach oben, doch ich bin schnell zurückgewichen, zeige meine Hand und die Waffe und brülle: „Ich hab jetzt ein Schießgewehr, ich hab jetzt ein Schießgewehr. Ho. Ho. Ho.“ Dann ziehe ich meine Hand zurück, weil ich realisiere, wie blöd ich war, denn ich höre Heavy Metal schreie, die bedeuten, dass Karol nun weiß, was mit seinem Bruder passiert ist: nichts gutes.

Stahlbeschwerte Stiefel stampfen aus der Tiefe durch das Treppenhaus, ich muss mich beeilen. Zwei Etagen nach oben, dann kommt eigentlich schon das Dach, aber da ist keine Tür offen und ich suche einen anderen Ausgang, finde ihn hinter einer zweiten, versteckten Metalltür. Hier oben finde ich hunderte halb gegessene Packungen Schokowaffeln, Jupiter-Schokoladenriegel, die billigen, weil sie nicht so teuer sind wie die von M***, den offenkundigen Versuch, eine Schokoladenfranchise zu umgehen. Ein Gramophon spielt Weihnachtslieder. Eine magische Discokugel projiziert billige Freude. Offenkundig lebt hier Bolokarz. Oder im Keller, aber da war ich nie. Weitere Schritte hinter mir. Wut. Die übliche Orksche Wut.

Ich schau mich um. Ein schmaler Gang verliert sich in der Ferne. Echos meiner nacken Füße bohren sich in die Dämmerung.

Ich starre in einen Abgrund. Großartig gemacht, Hollquick. Flugschein abgebrochen. Flügel liegen unbenutzt daheim. Der Abgrund zerrt schlechte Luft und magische Flüche, die bei magischer Kundenunterstützung, oder „-Support“ oder -Seelsorge anfallen, nach draußen, durch die Gitter nach draußen. Sonst wären wir innerhalb von Stunden bereits tot, dahingerafft von der schlechten Energie. Ich fange nicht an, jetzt über verschiedene Katastrophenszenarien der Branche zu diskutieren, denn ICH BEFINDE MICH IN EINEM.

Ich nutze das Gewehr als Anker und den Gurt als Leine und ich bin dankbar, dass Orks Leinen als Gurte benutzen, aber selten mehr als 5 Meter. Wenn ich abstürze … nein, nicht daran denken. Ich könnte segeln. Und dann gegen die Kristalle knallen, die aus den Ecken und vom Boden her in die Gegend hinauswachsen und dann sterbe ich noch schlechter als ich es mir seit Jahren ausmale.

Die Tür über mir öffnet sich. Ich höre Karol, der Befehle brüllt. Ich blicke mich um. Ich sehe einen Tunnel, kaum höher als mein Schmerbauch, aber immerhin …

Ich lasse die Leine ein wenig nach, presse meine Füße gegen die silbernen Wände (echtes Silber hoffentlich) und springe.

Und verfehle den Tunnel.

Und zappele, greife alles, was ich finden kann und erwische einen anderen Tunnel. Der noch schmaler ist. Ich nutze einen Kristall unter meinen Füßen und schiebe mich in die Finsternis.

Ich bin voller Dankbarkeit, dass meine Füße heil sind.

Meine Augen leuchten hier um Dunkeln und ich sage halblaut: „Komm in den Kudensupport. Unterstütze Menschen.“, was für einige Leute offenkundig lustig ist, denn sie lachen und ich lache und ich merke, dass ich noch immer im Tunnel sitze und an Sauerstoffentzug leide und ich schiebe mich lieber voran, durch Fledermauskot, Drachengewölle und andere widerliche Dinge, die ich dankbarerweise ignoriere.

In der Ferne schreit jemand und stampft davon.

Irgendwann wird es hell neben mir und ich kann eine leere Küche erkennen und einige Torten, die es nicht bis in den Partyraum geschafft haben. Ich habe Hunger, mit einem Mal Hunger und mein Magen beginnt zu knurren, da wird die Tür aufgerissen und ein Ork stampft herein, größer, gemeiner, einfach viel mehr Heavy Metal als die anderen, fast 2 Meter hoch. Und mit einem blonden Wischmob auf dem Kopf.

Er schaut sich um, schnüffelt, findet die Torten. Eine halbe Torte später kommen andere Orks, deutlich kleiner und dünner und starren ihn an, deuten auf die Tortenreste auf seiner Schnauze.

Er zieht ein Messer, bedroht die beiden damit und beginnt, in den Luftschacht zu stechen, ja, genau den, wo ich liege und unfähig bin, zu atmen. Er betrachtet die Klinge seines Messers, bedauert offenkundig, dass sie nicht blutig ist und stampft davon. Ein Ork bleibt zurück, aber dann springt der schwarze Stein an, zu sprechen. Meiner und seiner. Und er starrt in der Gegend umher, aber er ist blöd genug und folgt seinem Herren.

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