Adventus Santa – 20 – Du bist Santa!

Adventus Santa – 20 – Du bist Santa!

Santas Leiche lag auf dem Boden, umgeben von einem Dutzend Kreaturen, die ihn betrachteten, als wäre er ein Gott. Ein toter Gott. Sie mussten Elfen sein. Ihre schwarzen Augen starrten in die Ferne, durch Santas Körper hindurch, tief hinunter in die Flammen. Die Gefängniszelle hing eine über dem Abgrund, einem Schlund, der meilenweit in die Tiefe ragte. Rote Flammen züngelten aus dieser unglaublichen Entfernung hinauf in die Welt.
Ray starrte auf Santas Leiche. Seine Augen ließen sich nicht schließen. Seine Tränen verbrannten seine Augen.
Er war erst jetzt erwacht, kaum dass jemand die Tür zur Gefängniszelle geöffnet und Santa hereingeworfen hatte.
Santa war tot.
Aber wie?
Ray war allein. Sein Mund schmeckte noch immer süß vom dicken Kakao, den er von Santas Frau bekommen hatte – eine Frau, die ihn und Candy und Santa betrogen hatte. Es musste so sein. Wieso würde sie …?
Die Tür wurde wieder geöffnet. Die Elfen wurden hinausbefohlen, folgten dem Kommando.
»Rob!«
Rob reagierte nicht. Seine Hände zitterten. Seine Augen flimmerten. Er schien noch verletztlicher zu sein als sonst. Sein Gesicht kroch weiß durch die flammenbehaftete Nacht.
Ray stand auf, packte Rob bei den Schultern, schüttelte ihn. Erst jetzt kam Rob zur Besinnung, zumindest teilweise.
»Ray?«, fragte er. »Ich … sie haben … ich habe …«
Er deutete auf Santa, taumelte vorwärts, ging in die Knie.
»Ich war es, Ray, ich habe ihn umgebracht.«
Ray zerrte ihn hoch. »Was?«
»Ich … sie haben Cindy … aber wirklich. Sie ist uns gefolgt.«
Ray schüttelte den Kopf. »Du weiß, dass das Krampuswesen dich so umgebracht hat. Das war nicht deine Schwester …«
»Doch … ich habe Krampus gesehen und ich habe Cindy gesehen – als ich tot war.« Er blickte Ray an. »Ich war tot, hörst du? Ich war wirklich tot!«
Ray liess von ihm ab, wanderte zur gegenüberliegenden Wand und rutschte mit dem Rücken an ihr herunter.
»Ich hätte dich nicht alleinlassen sollen, Rob. Niemals. Du … du bist mein bester Freund und ich habe dich sterben lassen. Ich bin schuld. Wir hätten Santa nie beschwören sollen. Wir hätten unsere kleinen Leben akzeptieren sollen. Verdammt nochmal …«
Sie schwiegen. Ewigkeiten schossen an ihnen vorbei. Galaxien wurden geboren und starben. Zivilisationen wurden errichtet und brachen zusammen. Ein spezifischer Schauspieler zählte zweimal bis unendlich.
»Und nun?«, fragte Rob.
»Ich weiß nicht. Retten wir Weihnachten?«
»Aber wie?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich war tot und Krampus kam einfach ins Totenreich oder so …«, meinte Rob.
»Krampus gehört hierher, er ist Magie, böse Magie.«
»Das glaube ich nicht. Irgendwas ist komisch«, murmelte Rob.
»Candy könnte uns helfen …«
»Wer ist das?«
»Oh, sie ist … sie würde dir gefallen. Sie ist eine Elfe.«
»Ah ja. Eine Elfe. Elfen existieren nicht.«
Etwas klopfte von außen gegen das Fenster. Ray blickte auf. Seine Augen begannen, zu glänzen.
Robs Mund fiel zu Boden. »Das ist eine Elfe. Mit Flügeln.«
Ray nickte. Er deutete mit der Hand auf das Fenster, deutete an, dass er es nicht öffnen könnte. Candy nickte, flog umher, als suchte sie etwas. Sie verschwand.
»Wow, das ist eine Elfe. Mit Flügeln.«
»Und ich habe sie gerettet«, meinte Ray.
»Und nun?«
Jemand kratzte an der Tür. Verborgene Mechanismen wurden aktiviert. Dann öffnete sich die Tür eine Handbreit. Eine Libelle flog in den Raum. Fetzen aus Licht krochen durch die Gegend. Candy schlüpfte aus dem Cocoon aus Feuer.
»Santa ist tot«, murmelte sie, blickte Ray an, blickte Rob an.
»Wie bist du entkommen?«, fragte Ray. »Ich meine, Sandy …«
»Indem ich mich verwandelt habe, mein kleiner Dummie. Ich konnte fühlen, dass sie etwas im Schilde führt.«
»Hättest mich warnen können …«
»Dann wären wir beide nicht hier. Also, wie retten wir Santa?«
»Retten?«
»Wir sind in seiner Welt. Er ist der Meister hier. Aber er ist schwach, glaubt nicht mehr, dass er Santa ist. Ich fühle die Kraft in seinem Inneren, den Zweifel, der ihn in der Finsternis gefangenhält. Er muss wieder erkennen, dass er Santa ist.«
Sie beugte sich nach vorn, direkt an sein Ohr. »Du bist Santa! Du bist Santa!« Sie blickte die Jungen an. »Helft mir! Gebt ihm Kraft! Zeigt ihm den Weg!«

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