Die Jagd

Die Jagd

Stille

kein Ton dringt an sein Ohr

nur langsam, in weiter Ferne, sein Herzschlag, wie Nebel. Er dreht seinen Kopf, die Welt zieht vorbei, grün und braun, im Hintergrund dunkles Blau, von weißen Kringeln durchzogen. Seine Fußzehen bohren sich in die Sandalen, Fichtennadeln stechen seine bloßen Füße. Er geht in die Knie, wischt sie ab, hört das leise Kratzen seiner Finger, die über die ledernen Riemen rutschen.

Weiterhin Ruhe. Ein Hauch von Wind atmet in sein Genick, er zuckt zusammen, verharrt in dieser Position, dreht sich um. Der Wald hat sich nicht verändert. Bäume und Büsche rühren sich nicht. Wieder dreht er sich um, betrachtet die Borke des Baums direkt vor ihm.

Er spürt, wie er seinen Atem wiederfindet. Seine Ohren pochen, sein Blut rauscht, seine Zähne knirschen verzweifelt.

Mit aller Vorsicht schiebt er sich von seiner Position weg, lässt die unsichere Stelle hinter sich zurück. Langsam versinkt sein klopfendes Herz wieder in seinem Brustkorb. Weiter und weiter, wie ein Tier, das seinem Verfolger entkommen ist, rutscht er über den fleckigen Waldboden. Kein Geräusch machen. Jetzt kein… es knackt, ein Zweig rutscht an seinem Bein vorbei, hinterlässt nach einem Augenblick einen blutroten Striemen. Doch er sieht es nicht, seine Augen haben etwas erkannt, einen Fleck, orange mit gelben Linien durchzogen.

Wieder geht er in die Knie. Seine Hände umfassen das Gras zu seinen Füßen. Der Busch, nur einen Meter entfernt, wird ihm Schutz gewähren, wenn er… wieder knackt es. Ein dumpfer Knall, ein dahi ntrabendes Tier. Wieder atmet er nicht, nur für ein paar Sekunden. Seine Augen hängen an den farbigen Flecken wie ein Fisch an der Angel.

Der Busch hat seine schützende Hand abgezogen. Er erhebt sich aus der Deckung, kriecht näher, seine Hände schwitzen, sein Kopf dröhnt, seine Füße pressen sich in den Boden, suchen einen Stein, einen Block, um sich abzustützen, um die letzte, viel zu lange Entfernung mit einem schnellen Sprung hinter sich zu bringen. Wieder ein Krachen, diesmal näher. Er hört sich selbst fluchen, ein heiseres Raunen entrinnt seiner Kehle. Keine Reaktion vor ihm. Jetzt oder nie, rufen Herz und Verstand.

“Ich hab dich. Du bist dran!” Der andere dreht sich zu ihm um. Sein Kopf liegt quer über seinem Hals gespannt, seine Hände umfassen weiterhin den Baum vor ihm, ein Auge von der Größe seines Mundes blitzt auf und die Zungen hinter den unzähligen winzigen Zähnen kosten die Panik, die ihn in diesem Moment überwältigt.

“Ich bin nicht dran,”, zischt das Wesen und sein Augenlid schließt sich für einen Moment, “aber du bist.”

 

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