Die letzten Augenblicke des Imperators Larzx5S

Die letzten Augenblicke des Imperators Larzx5S

“Lasst die Spiele beginnen”, brüllt Larzx5S, während seine mittlere Faust über den Knöpfen des Laufsprechersystems kreist, herunterstößt wie ein Metallpfalomal, der auf Beute fixiert ist. Die anderen Fäuste pressen sich an einen Becher smalowischen Rotweins, zittern vor Gier und Wolllust. Sein Schwert fällt klirrend auf den mosaikdurchwobenen Fußboden seines fliegenden Palastes, genannt “der weiß-ewige Kreislauf”, der über einen Verbrauch von 50 Sonnen im Jahr liegt, eine Spitzenleistung larzxischen Ingenieurwesens, wenngleich auch schon ein paar Umkreisungen alt.

Unter Larzx5S bebt der Boden, was er nicht bemerkt, denn in der Luft ist man von allem abgeschnitten, was gut und schlecht ist, hier oben pflegt man anders mit diesen Konzepten umzugehen, sprich, sie zu ignorieren. Da unten, in der Einöde von Klavus 6 begegnen sich die beiden Heere, eines vollkommen unterlegen, die Einheiten Opalaz’ lassen sich an 5 Händen abzählen, mehr Beute als Gegner, mehr Wolke, die man davonbläst, als echte Existenz… auf der anderen Seite Larzx5S Elitekommando, jede einzelne Halbkybernetiker eine tödliche Kampfmaschine, die von Larzx7S angeführt wird, dem Enkel seiner Majestät, ein Spitzenklon wie sein Großvater, nicht so mies wie Larzx6S, dessen Namen aus den Annalen der Geschichte getilgt wurde, als er den höchsten Verrat beging, den das Reich Larzx in seiner millennia-alten Geschichte erlebt hatte, einen Verrat, den selbst die puppenhaften Räte seiner Majestät nicht auslöschen konnten. Verrat, was für ein gutes Wort für die Faust, die das Spiel der tausend Meister mit einem Wisch vernichtete, jede Taktik ad absurdum führte, das Spielbrett mit einer, wie er jammerte, “versehentlichen” Bewegung seines linken Abräumte. Der Arm musste daran glauben, die Laserschnitte liessen seine Verstümmelung grotesk einfach wirken, aber der Rest… der Rest wurde vergraben, auf der anderen Seite von Larzx, tief in den Eingeweiden des trockenen Bodens, auf dass seine Seele niemals Platz unter den 158 Vorgängern finden würde, seien sie tot oder im Eisschlaf oder lebendig.

Heute nicht. Heute würde Larzx5S die Welt beherrschen, die man Larzx nennt. Heute würde der große, der endlose Krieg endlich enden. Heute würden seine Scharen den letzten Feind überwinden, seine Seelen vernichten, seine Geister auslöschen, heute würde, so hatte es ihm der alte Prophet gesagt, der namenlose und gesichtslose Mann, dessen Augen inmitten eines zerfressenen Gesichts lagen, dessen Mund kein Wort sagen konnte, ohne in Larzx5S ein ungutes Gefühl der Verlorenheit auszulösen… heute würden alle Träume wahr werden.

 

“Und dann” flüstert er, seine Stimme gleich zweier metallener Opanatile, die einen Ton aus zwei verschiedenen Frequenzen erzeugen konnten, “dann bin ich endlich frei.” Die Tür hinter ihm öffnet sich und der kalte Hauch der Gewissheit dringt zu seiner Haut vor, die von Narben durchzogen sind wie der Planet unter ihm. “Bald ist es soweit” sagt er, als er dem Namenlosen seine Bezeugung macht, denn anders als die Vorgänger in dieser ewigen Schlacht um ein winziges Stück Dreck im Weltraum, sieht er die Vernunft in den dumpfen Fragen, die sein Hirn jede Nacht martert, die nur der Mann heilen kann, der sich keine Existenz zu schulden kommt. “Frei” flüstert die Grabesstimme, “frei macht nur der Tod”. Larzx5S fühlt die Klinge, genießt sie sogar für einen kurzen Augenblick, “ich wusste es” ergänzt er, “du cheatest.” “Es ist kein Cheaten, wenn man am Ende gewinnt.” Flocken fallen vom Gesicht des Imperators, mischen sich mit dem Blut, das seine Augen verlässt und der Staub, der eine Maske zeichnet, die ihn an Larzx6S erinnert, zerrinnt wie die Armee von Opalaz, einer Erfindung seines Klon-Sohns, der die weißglühende Klinge aus dem Körper seines Vorgängers zieht. “Dem Sieger ist alles egal” kichert die Kreatur, die aus der Wüste gekommen ist, als sie zu Sand zerfällt, zu Sand, der weder Gedanke noch Wunsch hat, der nur aus Träumen besteht, aus Träumen eines endlosen Kriegs.

 

 

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