Hollquick – Kapitel 3

Hollquick – Kapitel 3

Wo bin ich?

Ich erinnere mich an Schmerzen, die aus dem Balokarz geflossen sind, mehr als Tage vor meiner Entdeckung, dass das Visionum mehr ist als nur angedeutet – es ist eine Macht.

Aber genug vom trantütigen Herumgewanke in eigener Seelennot.

Naratomika. Ich kenne sie. Sie ist die von ihm, also vom Chef, Rockmusik-Accessor. Mein Kopf schmerzt. Irgendwie bin ich eine Viertelmeile von dem entfernt, was man Realität nennen könnte.

Sind Wochen vergangen oder nur Tage?

Mist.

Richte dich auf, Mann!

Griseldis ist in Gefahr!

Ich taumle an den Tischen vorbei, in deren Halbdunkel die Echos vergangener Verbindungen flackern. Die Mag-IT mag alles sein, aber unfähig, das System neu zu starten, ohne die Verbindung zu den DNS, den DiNoSauriern zu verlieren – so nennen wir Kundenberater das System – weil es schon vor Billionen von Jahren ausgestorben sein müsste.

Die Bänke bestehen aus altem Holz, das von überaus überforderten halbmagischen Tischlern, die in Kabel eingespannt sind, hergestellt werden; man hat Angst, dass sie zerfallen. Was gerade eine macht, als mein rechtes Schienbein sie touchiert. Sie zerfällt.

Ich humple weiter. Die Wände flimmern und ich bin bald soweit, dass ich keuchend zu Boden gehe. Ich bin nicht nur ein Elf, ich bin ein fetter Elf. Rechts neben mir flimmert das Zauberglas und die Bewegungen der Orks, deren Gruppe aus maximal 10 oder 15 Zwergen besteht – also zirka 2 Meter winzige Orks, ist bei der Tür angelangt und hämmert wie wild an die halbgeschlossene… Tür. Naja, was soll ich erzählen, außer dass der Schatten von meiner Griseldis über die Wendeltreppe nach oben eilt – in meine Richtung.

Türen werden aufgerissen und ich erkenne, irgendwo in der Ferne, ein Dutzend Gesichter. Meine Kollegen. Äh, ich dachte, die Feier wäre bei … bei Andirokatasoskwiala Otu. Ja, genau jetzt muss mir dr Namen wieder einfallen, der Name von Rock-Ork-Mucke-Mann mit seinen Silbersträhnenhaaren und seinem Schimmel namens Ferrara. Oder ist das ein Sportwagen mit Pferdesymbol? Ich fahre nur Unterbergbahn. Wie jeder arme Men… ich meine Elf. Ich bin ein Elf!

Als es irgendwo kracht, gehe ich zu Boden, das heißt, ich falle hin und mein Bauch prallt nicht vom Teppichboden ab und ich springe auch nicht hin und her. Stattdessen krieche ich in die Richtung des Kraches und sehe in der Ecke einer Kante eines Raums Bewegungen. Mehr als vorsichtig rolle ich heran und starre durch die Lücke in der Tür. Sie sind da. Ork nach Ork brechen knirschend durch die Holzverkleidung; augenscheinlich habe sie den Fahrstuhl gefunden, dessen Magie aber nur für »10 Personen a 20 kg oder 1 Person … die sehr fett ist« reicht.

Sie sehen böse aus, so richtig gemein. Drei der Orks tragen gegelte Haare und einer hat eine Art »Ork-Bun«, ein echter Hipster-Ork also. Sie alle tragen Anzüge, zwei auch eine Krawatte – oder vielleicht sind das auch nur hübsche Blut- oder Ketschup-Flecken. Ein blonder Ork, der augenscheinlich Oskar heißt, hebt seine Wurstfinger an sein Ork-Ohr und tippt darauf. Er redet Heavy Metal – oder einen alten deutschen Dialekt. Es kommt mir so vor, als hätte er die Sprache aus alten Standard-Visionum-Visionen gelernt – er kommt eindeutig nicht aus Magilandia, oder aus dem Süden, aus den Bergen nach Sissew und Aussssssrrrrrrr (die Anzahl der Konsonanten ist wichtig, sonst hacken sie einem die Arme ab und ergötzen sich an den Vokal-lastigen Schreien)

Was mich an Balokarz erinnert, denn der wird gerade in den Raum geworfen und rammt mit seinem alten Rücken einen inspirierenden Aufsteller mit dem Titel »Wir können, weil ihr nicht – könnt«.

»Pling« Der Fahrstuhl ist da. Weitere Orks hecheln heran, die Treppe war steil, doch nicht so steil wie Griseldis, deren Haar immer so durch die Gegend weht, als wäre sie unter Wasser – oder die Personifikation schlechter Visionum-Geschichten-Effekte.

Ein Ork tritt ins Licht, geht beiseite, lässt einen Mann vorbei. Ich erkenne sein Gesicht nicht, doch sein Anzug sieht teuer aus. Er leckt seine Finger ab und zerrt ein Buch aus seiner Jackentasche. Er spricht ein paar Worte Heavy Metal und einer der Orks, nämlich, genau, Oskar stößt die Tür auf und entblößt eine mächtige Waffe. Ja, eine echte. Er ist angezogen, was sollte er entblö… wie auch immer. Menschen schreien. Goblins schreien. Elfen schweigen. Dann schreien sie. Zauberstäbe werden gezückt. Wo haben sie die her? Die sind doch verboten…

aaah ich verstehe. Die Orks und der Mensch sind Verbrecher, die … irgendwas wollen.

»Meine Damen und Herren«, sagt der Mensch, als meine Kollegen endlich keine Luft mehr haben, um … zu schreien. »Meine Damen und Herren, Ihr Unternehmen, das Visionum-Visiona-Visionita-Was-auch-immer ist Teil des internationalen Raubbaus im Rahmen von Supporttechniken und Eiskremverbrauch. Trotz unserer Warnungen haben sie nicht aufgehört, Eiskrem zu verbrauchen. Nun bin ich und meine Kollegen hier, um Ihnen zu zeigen, was echter Eiskremverbrauch bedeutet.

Und

Ist ein Herr Andirokatasoskwiala Otu hier?«

Ich sehe sein Grinsen in einem Spiegel und es gefällt mir nicht. Er sieht wie ein Schurke aus einem schlechten klassischen Weihnachtsfilm aus.

»Nee, der ist nicht hier. Der ist bei seiner Geliebten -«

Der Schurke legt sein Gesicht schief, so langsam, dass man denkt, er überlegt sich einen coolen Sprich:

»Danke sehr. Doch glaube ich das nicht. Sonst wäre er hier.«

»Nee, der ist bei seiner …«

»Halten Sie den Mund. Otto?«

Der Ork, der Oskar sein sollte, trägt eine kreischende schwebende Frau in den Raum und legt sie nieder. Griseldis.

»Also doch …«, »Dachte ichs mir doch…«, »Du schuldest mir 3 Dutzend Pfannkuchen.« Das Gewimmel der Stimmen erstarrt erst wieder, als das Schurke eine Vase zu Boden fallen lässt, keine Sorge, stehen ja genug da.

»Also. Mein Name ist Rans Ruber und ich bin Ihr Geiselnehmer für diese Nacht. Und nun ernsthaft – Wo ist Andirokatasoskwiala Otu – und ich bin viel zu cool, um Fragezeichnen zu benutzen, wenn ich auch Ausrufezeichen benutzen kann!«

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