Black Metal Cowboy – Tote hören keinen Techno – Kapitel 6

Black Metal Cowboy – Tote hören keinen Techno – Kapitel 6

Eine Begegnung im Mondschein

Der Weg, besonders in der Dunkelheit, ist lang und Bob hat nicht wirklich Lust, sich um das neue Problem zu kümmern. Eigentlich wäre es am liebsten mit Jane unterwegs, nun gut, unterwegs auf anderen Ebenen der Realität. Dennoch stampft er, müde und sorgenvoll durch die Ebenen, die sich vor ihm auftun. Hin und wieder hört er ein leise Flüche in seinem Rücken, wirbelt dann herum und starrt in die gesichtslose Masse seines Rudels.

“Robert”, sagt sie leise und er muss sich beherrschen, sich nicht umzudrehen und seine liebste Zweitfreundin anzuschreien. Er lächelt milde und nickt. “Nicht mehr weit, meine lieben Freunde. Es ist nicht mehr weit.”

“Warum haben wir das Auto nicht genommen?” fragen ihn einige Stimmen halblaut, feige, zurückgezogen. “Weil das Ricks Auto ist, also war.” Er verheimlicht, dass er weder den Schlüssel hat, noch, dass er nicht fahren kann. Er darf es nicht, aber das ist eine der geheimen Informationen, die auf ewig keiner wissen darf. Er hat Angst vor dem Fahren.

“Unabhängig davon, liebe Freunde, so ein Spaziergang ist doch wohl machbar. Oder wollt ihr fett und faul werden?”

Keiner sagt etwas, halbherziges Gemurmel fliegt durch die Luft, vergeht im Wind.

“Hey” sagt Jane und Bob ist leicht genervt. “Was?” meint er. “Ich habe was mit, zum Spielen.” Sie öffnet ihre Handtasche, greift hinein, wühlt etwas und bringt eine Pistole zum Vorschein. Sie hält die Waffe sicher in ihren Händen und fuchtelt wild herum. “Was soll das” sagt Bob, der sich doch nun mehr Sorgen macht. “Ist meine, Paps hat sie mir geschenk, falls ihr Typen mal etwas heftiger zur Sache gehen wollt, ohne dass ich das will.” Sie grinst anzüglich. Bob fährt sich durch die Haare. “Aha, und was… spielen wir?” fragt er sie. “Hier ist doch genug Zeug zum Spielen, Kaktusse, Holzbretter und schau mal”, sie deutet mit dem Lauf auf eine kleine Gestalt, die hechelnd auf die Gruppe zuläuft. Ein Hund, ein wilder Mischling, dumm und hungrig, bewegt sich direkt in Richtung Janes Handtasche, vermutlich riecht er irgendwelche Keksreste, die sie immer mitschleppt. Sie kichert und feuert. Der Knall zerreisst die nächtliche Stille und ein Klumpen Erde fliegt durch die Luft, direkt auf den Köter zu. “Mist, verfehlt”, sagt Jane grinsend und feuert erneut. Wieder schlagen die Kugeln um das Tier ein.

“Das ist langweilig”; meint eines der Rudelmitglieder. Bob wirbelt herum und nimmt jeden einzelnen seiner Jünger in Augenschein. Keiner sagt etwas.

“Jemand kommt näher und es ist kein Hund”, sagt Jane und starrt in die Finsternis hinaus. Peters Gesicht taucht auf, weiss wie ein Bettlaken. Er keucht zum Erbarmen und fällt auf die Knie, um sich zu übergeben.

“Welches…Wort…von…”Du wartest dort, wir kommen nach” hast du nicht verstanden, Schwachkopf?” fragt Bob und seine Schläfenadern quellen wieder, dem Explodieren nah an, während er sich herunterbeugt und mit dem Finger Peter schmerzhaft anstupst. Dieser reagiert erst mit Verspätung. Schüttelt sich und beginnt zu kichern. Das Klappern von Hufen dringt durch die aufgeladene Atmosphäre. Das Rudel wendet seinen Blick hinaus in die Weite. Wolken ziehen ziehen hin, langsam aber sicher kommt der volle Mond erneut zum Vorschein, beleuchtet den hageren, unheiligen Reiter. Peter dreht seinen Kopf nach oben, starrt direkt in Bobs entgeistertes Gesicht und meint mit einer Art von aufbegeherender Gehässigkeit: “Du bist sowas von im Arsch.”

Bob betrachtet den Ankömmling, mit zusammengekniffenen Augen taxiert er ihn, sieht jedoch fast nichts. Schatten fahren über sein Gesicht, als die Wolken wieder dichter werden.

Etwas kracht direkt neben Bob. Er schreit auf und hält sein Ohr. Jane hält den Revolver zitternd in ihrer Hand. “Das Böse, das Böööööse” singt sie leise und es erinnert jeden, der dabei ist, dass Jane bis vor Kurzem einer Sekte angehörte, den “Hirten der letzten Jahre” und dass die Gestalt anscheinend genau das ist, was man ihr jahrelang gepredigt hat. Noch ein Schuss, doch das Wesen reagiert nicht. Jane tritt einen Schritt vor, noch einen, dann steht sie direkt an dem Pferd und wendet ihren Kopf nach oben. “Weiche!” schreit sie und drückt wieder ab. Die Waffe klickt. “Leeeer” tönt Peter von unten und Bob ist versucht, ihn zu treten.

Der Cowboy steigt ab, steht nur einige Zentimeter vor der winzig wirkenden jungen Frau und nimmt sein Gesicht ab. Dahinter ist nur Schwärze zu sehen, ein bizarres Universum voller Zorn und Hass, voller Tod und Verzweiflung. Jane beginnt zu brüllen, schlägt zu und ihre Faust versinkt im Nichts. Sie zerrt an ihrer Hand herum, aber egal wo sich diese jetzt befindet, von dort gibt es kein Zurück. Nun reagieren auch die anderen in der Gruppe; die Mehrzeit zieht die Flucht dem Entsetzen vor, und einige wenige packen Jane und zerren an ihr, um sie loszubekommen. Bob ist fassungslos, Peter grinst glücklich. Ein Zucken durchläuft die Körper der Helfer, als sich die Hand löst, jedoch nicht aus dem Gesicht. Jane starrt schockiert auf das, was von ihrer Hand übriggeblieben ist und Bob erinnert sich kurz an einen jener grausigen Filme, die er in seiner Kindheit gesehen hat. Sein Zorn nimmt überhand und er springt hoch. “Du Schwein”

Die Gestalt packt an Angreifer und wirbelt ihn herum. Bob landet am Boden, in mitten seines kreischenden Rudels. Erneut sieht Peter, wie das rote Licht zum Leben erwacht und wendet sich an. Er hält die Hände über seine Ohren, versucht, die Qualen, die sich wie Wellen um ihn aufbäumen, die Schreie der Opfer auszublenden, zu überhören, doch der Schmerz jeder einzelnen Person um ihn herum trifft seinen Verstand, bohrt sich tief in seine Seele und hinterlässt Löcher, die ihn nicht verlassen werden, bis man ihn eines Tages finden wird: einen geistlosen Wanderer tief im Inneren der Wüste, stumm in Worten und ohne Seele.

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